Ich zittere, mir ist kalt und auf einmal eine Bewegung gegenüber am Feldrand. Ein Rotfuchs steuert gerade auf mich zu! In solchen Momenten gehen mir verschiedene Dinge durch den Kopf. Etwa, ob ich alle Kameraeinstellungen richtig getroffen habe, ob meine Tarnung wirklich perfekt ist und ob der Wind für mich gut steht. Jetzt bloß keine hastigen Bewegungen, sonst fliegt meine Tarnung auf…
Mein Name ist Sascha Prietzel. Ich bin Natur- und Landschaftsfotograf und wohne im Herzen des Lausitzer Seenlands. Mit meiner Fotografie geht es hauptsächlich darum, mich selbst zu entschleunigen, dem Alltag zu entfliehen aber auch, meinen Mitmenschen unsere Natur wieder ein Stück näher zu bringen. Den Menschen zu zeigen, dass unsere schöne Lausitz eben nicht nur geprägt ist von Tagebaufolgelandschaften und ausgemerzten Böden. Hier entsteht Leben, neues Leben.
…der Rotfuchs ist noch ein paar Meter von mir entfernt, vor ihm fliegen Feldlerchen auf. Ein Raufußbussard beobachtet ebenfalls die Szenerie von seiner Sitzwarte aus. Beeindruckend, so ein Bussard. Sie sind hierzulande reine Wintergäste aus dem hohen Norden Skandinaviens und es ist immer wieder schön, einen zu sehen. Der Fuchs hat offensichtlich Hunger, er mäuselt wie ein Verrückter los. Dabei verfällt er in eine scheinbare Starre und nutzt sein Gehör um Mäuse zu lokalisieren. Eine Vorderpfote hält er angewinkelt in der Luft, ähnlich wie ein Jagdhund, wenn er etwas in der Ferne erspäht hat. Wenn der Rotfuchs die Maus ausfindig gemacht hat, springt er in einem eleganten Sprung direkt mit der Schnauze ins Mäuseloch. Nicht so „meiner“, er hatte in diesem Moment keinen Erfolg, zum Glück der Maus…
Seit nun gut 10 Jahren beschäftige ich mich intensiv mit der Fotografie, mal mehr mal weniger. Angefangen habe ich, geduldige Landschaften zu fotografieren, sie so abzulichten wie ich sie tätsächlich sehe. Gar nicht so einfach. Zu hart war oftmals das Licht, zu dunkel die Schatten und die Tageszeit spielt oftmals die größte Rolle. Nunja, kommt Zeit kommt Bild. Ein paar Jahre sind verstrichen und merkt man nichts mehr von den anfänglichen Schwierigkeiten. Umso öfter ich in der Natur unterwegs war, umso eindrücklicher wurde diese für mich. Ich begann mich dafür zu interessieren, welche Vögel auf welche Weise singen, wie sich Tiere in ihrem Habitat verhalten und warum genau sie die Dinge tun, die sie tun. Immer mit dem nötigen Respekt und Abstand – wohl bemerkt. Mittlerweile darf ich von mir behaupten, das ich fast Tausend Momente mit meiner Kamera festgehalten habe, die mir auch tatsächlich gefallen. Momente, die ich schon fast vergessen hatte. Doch wenn ich mir die Fotos ansehe, spielt sich die Situation vor meinem inneren Auge wieder ab. Wunderbar.
…So langsam kriecht die Sonne über die Baumkante und wirft ein herrlich warmes Licht auf das Feld, wo der Fuchs zugange ist. Eine Feldmaus musste leider dran glauben, aber so ist eben die Natur, denke ich mir. Auf dem Acker gibt es viele Mäuse, tatsächlich wollte doch letztens eine Maus an meinem Stiefel knabbern, süß. Aber woher sollte die Feldmaus auch wissen das ich ein Mensch bin? Schließlich sehe ich in diesem Momenten aus wie ein Baum, regungslos, völlig versteinert sitze ich da und warte auf den Augenblick, in dem ich den Auslöser meiner Kamera drücken kann. Und endlich ist es soweit! Der Fuchs steht im besten Licht und blickt in die Ferne, Wahnsinn! Jetzt ein Foto machen, und noch eins, und vielleicht noch eins als Sicherheit. Der Fuchs zieht in die Ferne in die er blickte. Ich verweile noch einen Moment und genieße die Stille bevor der Alltag wieder an die Tür klopft.
Kontakt: via Instagram: prietzel.photographie